HENRY YULE
(01.05.1820 - 01.12.1889)
![[Henry Yule]](yuletop.jpg)
Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros
- 1820
- 01. Mai: Henry Yule wird als jüngster von drei Söhnen der Eheleute William und Elizabeth Yule in Inveresk (einem Vorort von Edinburgh) geboren.
- Sein Vater ist ehemaliger Stabsoffizier und höherer Beamter der East India Company [Ost-Indien-Gesellschaft] in Bengalen (das britische "Kaiserreich Indien" ist noch nicht gegründet), der sich nach seiner Pensionierung als Hobby-Archäologe und Linguist mit Schwerpunkt Persien und Indien betätigt.
- 1828
- Nach dem Tod der Mutter zieht die Restfamilie Yule nach Edinburgh, wo Henry die königliche High School besucht.
- 1833-36
- Yule besucht Pfarrschulen in Wath (Yorkshire) und Papworth Everard (bei Cambridge).
- 1836
- Yule nimmt ein Studium der Rechtswissenschaften am University College in London auf.
- Dieses sagt ihm jedoch weniger zu, so daß er beschließt, lieber in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
- 1837-39
- Yule durchläuft erst das East India Military College in Croydon, dann die Ingenieursschule in Chatham (wo, im Gegensatz zu Pionierschulen der "normalen" Streitkräfte, auch zivile Projekte auf dem Lehrplan stehen), die er als Seconde-Lieutenant abschließt.
- 1840
- Yule wird nach Indien abkommandiert. In den Khasi-Bergen (an der Grenze zwischen Bengalen und Burma) sucht er erfolglos nach Wegen, um Kohle ins Tiefland zu transportieren.
- 1842
- Yule wird nach Karnal abkommandiert, wo er den Bau von Bewässerungskanälen mitorganisiert.
- 1843
- Yule heiratet während seines Heimaturlaubs in London die Generalstochter Anna Maria White, eine entfernte Cousine. (Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.)
- 1844
- Yule arbeitet an der Planung eines Kanals zwischen Ganges und Yamuna mit.
- 1845-49
- Yule nimmt als Pionier-Offizier an den Kriegen gegen die Sikhs teil.
- 1849
- Yule kehrt nach
England Schottland zurück und wird Dozent an der Marine-Akademie in Edinburgh.
- 1851
- Yule veröffentlicht ein Lehrbuch über den Festungsbau.
- 1852
- Oktober: Schliemann heiratet die Kaufmannstochter Ekaterina Petrowna Lyschina (1826-1896).* [Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.]
- Dezember: Schliemann eröffnet eine Filiale seiner Indigo-Handlung in Moskau.
- 1853-56
- Im Krimkrieg dehnt Schliemann seine Geschäftstätigkeit auf den Handel mit Kriegsmaterialien (vor allem Salpeter, Schwefel und Blei - zur Herstellung von
Munition) aus und macht damit ein Vermögen.** Er wird zum Ehrenbürger und zum Direktor der Staatsbank ernannt.
- 1856-58
- Schliemann erfüllt sich einen seiner Kindheitsträume, indem er erst Neu-, dann auch Alt-Griechisch und Lateinisch erlernt.***
- 1858-59
- Schliemann unternimmt ausgedehnte Reisen im östlichen Mittelmeerraum; dabei erwirbt er auch Grundkenntnisse des Arabischen, die er später vertieft.
- 1860-61
- Schliemann erweitert sein Sortiment um Olivenöl und Baumwolle.**** Sein Jahresumsatz steigt auf über 5 Millionen Gold-Rubl (nach heutigem Geld ca.
100 Millionen Euro).
![[Schliemann 1861]](Schliemann1861.jpg)
- 1862-63
- Schliemann erweitert sein Sortiment um Tee, den er - wie Indigo - direkt aus Indien bezieht und dadurch enorme Gewinnspannen erzielt.
- 1864
- Nach Ausbruch einer Revolution in Polen wird Schliemann der Boden im Tsarenreich zu heiß unter den Füßen. Er liquidiert sein Geschäft und beschließt,
den Rest seines Lebens archäologischen Forschungsreisen zu widmen.
- 1864-65
- Schliemann bereist Tunesien - wo er die Ruinen von Karthago besichtigt -, Ägypten, Indien, Singapur, Insulinde, Indochina, China, Japan, die USA - wo
gerade der Bürgerkrieg zuende gegangen ist -, Kuba und Mexiko. Unterwegs - während der langwierigen Schiffspassagen - schreibt er sein erstes Buch ("La
Chine et le Japon [China und Japan]".
![[Buch]](Schliemann1867lachine.jpg)
- 1866-68
- Schliemann studiert an der Pariser Universität Sorbonne Archäologie.
- (Die spätere Behauptung seiner Neider, er sei "wissenschaftlich" gesehen "Amateur" oder "Dilettant", entbehrt also jeglicher
Grundlage.)
- 1868
- April-Juli: Schliemann reist nach Italien und Griechenland, um anhand der
Odyssee
des Hómeros nach Spuren des Titelhelden zu suchen; er gewinnt zwar die Überzeugung - bzw. fühlt sich in seiner vorgefaßten Meinung bestätigt -, daß das
heutige Korfu Scheria, die "Insel der Phäaken" sei und das heutige Ithaka auch das homerische. (Er sieht Helenen in jedem Weibe und den Hof des Eumaios in
jedem Schweinestall :-) Belastbare archäologische Beweise findet er jedoch nicht.
- Wer den vorigen Link angeklickt hat, weiß warum: Schliemann ging der herrschenden Meinung auf den Leim und verkannte, daß "Scheria"
nicht "Insel" bedeutet (ein krasser Übersetzungsfehler von Voss, den seine deutschen Epigonen blindlings übernahmen), sondern ganz im Gegenteil "Festland",
also auf keinen Fall Korfu meinen konnte. Wer, wie Schliemann, erst (oder, wie Dikigoros, nur :-) Neugriechisch gelernt hat, wo es dieses Wort nicht mehr
gibt, kommt schwerlich von selber auf die Idee, mal ins Altgriechisch-Wörterbuch zu schauen und das nachzuprüfen. Schliemann hatte nicht das Glück, auf das
erst 100 Jahre später geschriebene Buch der Gebrüder Wolf zurück greifen zu können, die das taten und diesen Fehler aufdeckten. Er konnte auch Dikigoros'
Webseite noch nicht kennen, sonst hätte er sicher bei Paestum gegraben - aber dort ist er leider nie gewesen.
- Er stattet auch Korinth, Mykenä, Argos, Tiryns und Navplion erste Kurzbesuche ab - nicht nur mit den Werken des Hómeros, sondern auch denen von
Sophokles, Evripides, Herodot, Xenophon, Strabon, Pausanias, Plutarch, Diodorus und Arrianus im Gepäck (bzw. im Hinterkopf :-) - und nimmt Maß für künftige
Ausgrabungen.
- August: Schliemann reist ins
Osmanische Reich
und inspiziert die Skamander-Ebene. Entgegen der damals noch herrschenden Meinung schließt er sich der Mindermeinung Frank Calverts an, daß sich das Troia
der Ilias nicht auf dem Hügel neben Bunarbaşı befand, sondern vielmehr auf dem Hisarlik-Hügel. Für diesen beantragt er eine
Grabungslizenz.
- Wieder in Paris, verfaßt Schliemann einen Reisebericht mit dem Titel "Ithaque, le Péloponnèse, Troie", dessen deutsche Übersetzung ("Ithaka, der
Peloponnes und Troja") er nebst einer "wissenschaftlich" überarbeiteten Fassung auf Alt-Griechisch an die Universität Rostock schickt - letztere als
Dissertation.*****
![[Buch]](Schliemann1869ithaquepp.jpg)
- 1869
- Juni: Schliemann reist in die USA und läßt sich dort von seiner ersten Frau nach amerikanischem Recht ex parte scheiden.******
- Er wird von der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert.
- September: Schliemann reist nach Athen und
adoptiertheiratet in zweiter Ehe die 30 Jahre jüngere Griechin Sofía ("Sophie") Engastroménos (die
ihm der Erzbischof von Athen******* persönlich in absentia ausgesucht hat :-).
![[Schliemanns 2. Ehefrau Sofía ('Sophie')]](sophieSchliemann.jpg)
- (Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor - die er nach dem König von Mykene und der Frau Hektors "Agamemnon" und "Andromache" nennt :-)
- 1870
- .
- 1871
- .

- 1872
- .

- 1874
- Schliemann veröffentlicht "Troianische Alterthümer".
- Er reist nach Griechenland und sondiert in Mykenä das Gebiet, auf dem er die Burg des Agamemnon vermutet.
- 1876
- August-Dezember: Schliemann gräbt das antike Mykenä aus; er entdeckt Gräber mit wertvollen Beilagen aus Gold - u.a. der vermeintlichen "Totenmaske
des Agamemnon"******** -, die er dem notorisch bankrotten griechischen Staat überläßt, der sie nach Athen
verschleppttransferiert und in einem
Museum versauernausstellen läßt. Am Fundort bleiben nur ein paar mehr oder weniger eindrucksvolle Steinruinen zurück.
- 1878
- Schliemann veröffentlicht "Mykenä".

- 1881
- Schliemann veröffentlicht "Ilios, Stadt und Land der Troianer", "Orchomenos" und "Reise in die Troas".
- 1884
- Schliemann veröffentlicht "Troja".
- 1886
- Schliemann veröffentlicht "Der prähistorische Palast der Könige von Tyrins".
- 1888
- .

- 1889
- 30. Dezember: Henry Yule stirbt in London; er wird in Tunbridge Wells beigesetzt.
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