HEINRICH  SCHLIEMANN

(6.1.1822 - 26.12.1890)

[Heinrich Schliemann]
[Unterschrift]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

[Schliemanns Wappen]
1822
06. Januar: Heinrich Julius Schliemann wird als fünftes von neun Kindern des protestantischen Predigers Ernst Schliemann und seiner Ehefrau Luise, geb. Bürger, in Neubukow (Mecklenburg-Strelitz) geboren. Er wächst in Ankershagen auf, wo sein Vater seit

1823
Pfarrer ist.

1829
Dezember: Schliemann bekommt zu Weihnachten ein Geschichtsbuch geschenkt, das ein Bild des brennenden Troia enthält.


Er verspricht seinem Vater, durch den er mit den Werken des Hómeros bereits vertraut ist, die Überreste Troias - an dessen historische Existenz damals kein "vernünftiger" Mensch glaubt - eines Tages zu entdecken und auszugraben.

1831
Nach dem Tode seiner Mutter zieht Schliemann zur Familie seines Onkels väterlicherseits, der Pfarrer in Kalkhorst ist.

1833-36
Schliemann besucht erst das Gymnasium, dann die Realschule in Neustrelitz, die er ohne Abschluß verläßt.
(Dies hatte nach seinen eigenen Angaben - an denen Dikigoros nicht zweifelt - finanzielle Gründe, keine schulischen. Schliemann hatte sogar mehrere Klassen übersprungen und besuchte mit 14 Jahren bereits die letzte Klasse, als er vorzeitig abging.)

1836-1841
Schliemann arbeitet als Commis (Handelsgehilfe) bei einem Krämer in Fürstenberg.

1841
Schliemann begibt sich nach Hamburg, wo er als Schiffsjunge auf der Brigg Dorothea anheuert, die nach Venezuela segeln soll.
Das Schiff strandet jedoch schon vor der holländischen Küste, und Schliemann bleibt in Amsterdam hängen, wo er zunächst als Bürodiener im Handelskontor F. C. Quien arbeitet.
Er verwendet jede freie Minute und jeden Cent, den er erübrigen kann, um Unterricht in Fremdsprachen (neben Niederländisch vor allem Englisch und Französisch, aber auch Italienisch, Spanisch und Portugiesisch) zu nehmen.

1844
März: Schliemann wechselt zum Handelshaus B. H. Schröder & Co., wo er als Korrespondent und Buchhalter arbeitet. Nebenbei bringt er sich im Selbststudium Russisch bei.

1846
Januar: Schliemann geht in die russische Hauptstadt Sankt Peterburg, um dort eine Dependance seines Arbeitgebers zu eröffnen.

[Sankt Peterburg im 19. Jahrhundert] [Blick auf die Admiralität]

1847
Februar: Schliemann erwirbt die russische Staatsangehörigkeit und macht sich als Kaufmann in Sankt Peterburg selbständig; er spezialisiert sich auf den Großhandel mit Indigo. (Nebenbei arbeitet er weiter als Agent für Schröder & Co.)

1850
Mai: Schliemann begibt sich nach Kalifornien, um seinen Bruder Ludwig zu beerdigen, der dort dem Goldrausch erlegen war.
Juli: Kalifornien wird US-Bundesstaat; dadurch erhält Schliemann - wie alle Personen, die sich gerade dort aufhalten - automatisch die US-amerikanische Staatsangehörigkeit. (Probleme mit einer mehrfachen Staatsbürgerschaft gibt es damals noch nicht :-)

[Sacramento Mitte des 19. Jahrhunderts]

1850-52
Schliemann betreibt eine Bank in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento. (Mit dem Ankauf von Gold verdient er mehr als die Goldsucher, die es mühsam ausbuddeln oder auswaschen :-) Nach dem Abklingen des Goldrausches kehrt er nach Sankt Peterburg zurück.

1852
Oktober: Schliemann heiratet die Kaufmannstochter Ekaterina Petrowna Lyschina (1826-1896).* [Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.]
Dezember: Schliemann eröffnet eine Filiale seiner Indigo-Handlung in Moskau.

1853-56
Im Krimkrieg dehnt Schliemann seine Geschäftstätigkeit auf den Handel mit Kriegsmaterialien (vor allem Salpeter, Schwefel und Blei - zur Herstellung von Munition) aus und macht damit ein Vermögen.** Er wird zum Ehrenbürger und zum Direktor der Staatsbank ernannt.

1856-58
Schliemann erfüllt sich einen seiner Kindheitsträume, indem er erst Neu-, dann auch Alt-Griechisch und Lateinisch erlernt.***

1858-59
Schliemann unternimmt ausgedehnte Reisen im östlichen Mittelmeerraum; dabei erwirbt er auch Grundkenntnisse des Arabischen, die er später vertieft.

1860-61
Schliemann erweitert sein Sortiment um Olivenöl und Baumwolle.**** Sein Jahresumsatz steigt auf über 5 Millionen Gold-Rubl (nach heutigem Geld ca. 100 Millionen Euro).

[Schliemann 1861]

1862-63
Schliemann erweitert sein Sortiment um Tee, den er - wie Indigo - direkt aus Indien bezieht und dadurch enorme Gewinnspannen erzielt.

1864
Nach Ausbruch einer Revolution in Polen wird Schliemann der Boden im Tsarenreich zu heiß unter den Füßen. Er liquidiert sein Geschäft und beschließt, den Rest seines Lebens archäologischen Forschungsreisen zu widmen.

1864-65
Schliemann bereist Tunesien - wo er die Ruinen von Karthago besichtigt -, Ägypten, Indien, Singapur, Insulinde, Indochina, China, Japan, die USA - wo gerade der Bürgerkrieg zuende gegangen ist -, Kuba und Mexiko. Unterwegs - während der langwierigen Schiffspassagen - schreibt er sein erstes Buch ("La Chine et le Japon [China und Japan]".

[Buch]

1866-68
Schliemann studiert an der Pariser Universität Sorbonne Archäologie.
(Die spätere Behauptung seiner Neider, er sei "wissenschaftlich" gesehen "Amateur" oder "Dilettant", entbehrt also jeglicher Grundlage.)

1868
April-Juli: Schliemann reist nach Italien und Griechenland, um anhand der Odyssee des Hómeros nach Spuren des Titelhelden zu suchen; er gewinnt zwar die Überzeugung - bzw. fühlt sich in seiner vorgefaßten Meinung bestätigt -, daß das heutige Korfu Scheria, die "Insel der Phäaken" sei und das heutige Ithaka auch das homerische. (Er sieht Helenen in jedem Weibe und den Hof des Eumaios in jedem Schweinestall :-) Belastbare archäologische Beweise findet er jedoch nicht.
Wer den vorigen Link angeklickt hat, weiß warum: Schliemann ging der herrschenden Meinung auf den Leim und verkannte, daß "Scheria" nicht "Insel" bedeutet (ein krasser Übersetzungsfehler von Voss, den seine deutschen Epigonen blindlings übernahmen), sondern ganz im Gegenteil "Festland", also auf keinen Fall Korfu meinen konnte. Wer, wie Schliemann, erst (oder, wie Dikigoros, nur :-) Neugriechisch gelernt hat, wo es dieses Wort nicht mehr gibt, kommt schwerlich von selber auf die Idee, mal ins Altgriechisch-Wörterbuch zu schauen und das nachzuprüfen. Schliemann hatte nicht das Glück, auf das erst 100 Jahre später geschriebene Buch der Gebrüder Wolf zurück greifen zu können, die das taten und diesen Fehler aufdeckten. Er konnte auch Dikigoros' Webseite noch nicht kennen, sonst hätte er sicher bei Paestum gegraben - aber dort ist er leider nie gewesen.
Er stattet auch Korinth, Mykenä, Argos, Tiryns und Navplion erste Kurzbesuche ab - nicht nur mit den Werken des Hómeros, sondern auch denen von Sophokles, Evripides, Herodot, Xenophon, Strabon, Pausanias, Plutarch, Diodorus und Arrianus im Gepäck (bzw. im Hinterkopf :-) - und nimmt Maß für künftige Ausgrabungen.
August: Schliemann reist ins Osmanische Reich und inspiziert die Skamander-Ebene. Entgegen der damals noch herrschenden Meinung schließt er sich der Mindermeinung Frank Calverts an, daß sich das Troia der Ilias nicht auf dem Hügel neben Bunarbaşı befand, sondern vielmehr auf dem Hisarlik-Hügel. Für diesen beantragt er eine Grabungslizenz.
Wieder in Paris, verfaßt Schliemann einen Reisebericht mit dem Titel "Ithaque, le Péloponnèse, Troie", dessen deutsche Übersetzung ("Ithaka, der Peloponnes und Troja") er nebst einer "wissenschaftlich" überarbeiteten Fassung auf Alt-Griechisch an die Universität Rostock schickt - letztere als Dissertation.*****

[Buch]

1869
Juni: Schliemann reist in die USA und läßt sich dort von seiner ersten Frau nach amerikanischem Recht ex parte scheiden.******
Er wird von der Universität Rostock zum Dr. phil. promoviert.
September: Schliemann reist nach Athen und adoptiertheiratet in zweiter Ehe die 30 Jahre jüngere Griechin Sofía ("Sophie") Engastroménos (die ihm der Erzbischof von Athen******* persönlich in absentia ausgesucht hat :-).

[Schliemanns 2. Ehefrau Sofía ('Sophie')]

(Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor - die er nach dem König von Mykene und der Frau Hektors "Agamemnon" und "Andromache" nennt :-)

1870
.

1871
.


1872
.


1874
Schliemann veröffentlicht "Troianische Alterthümer".
Er reist nach Griechenland und sondiert in Mykenä das Gebiet, auf dem er die Burg des Agamemnon vermutet.

1876
August-Dezember: Schliemann gräbt das antike Mykenä aus; er entdeckt Gräber mit wertvollen Beilagen aus Gold - u.a. der vermeintlichen "Totenmaske des Agamemnon"******** -, die er dem notorisch bankrotten griechischen Staat überläßt, der sie nach Athen verschleppttransferiert und in einem Museum versauernausstellen läßt. Am Fundort bleiben nur ein paar mehr oder weniger eindrucksvolle Steinruinen zurück.

[Das 'Löwentor' in Mykene] [Totenmaske]

1878
Schliemann veröffentlicht "Mykenä".


1881
Schliemann veröffentlicht "Ilios, Stadt und Land der Troianer", "Orchomenos" und "Reise in die Troas".

1884
Schliemann veröffentlicht "Troja".

1886
Schliemann veröffentlicht "Der prähistorische Palast der Könige von Tyrins".

1888
.


1890
26. Dezember: Heinrich Schliemann stirbt in Neapel. Er wird in Athen in einem pseudo-antiken Mausoleum beigesetzt.


Posthum erscheint sein letzter "Bericht über die Ausgrabungen in Troia im Jahre 1890".

* * * * *

Schliemann gerät zunehmend in Vergessenheit. Die Archäologen nach ihm glauben alles besser zu wissen und werfen seine Datierungen u.a. Theorien durchweg über den Haufen.*********

1990
An Schliemanns 100. Todestag ist er nur in Griechenlandder Hellenischen Demokratie und der "DDR"Deutschen Demokratischen Republik noch nicht ganz vergessen.

[Briefmarke] [DDR-Briefmarke]

*Schliemanns autobiografische Ausführungen in "Ilios" übergehen diese Eheschließung mit eisigem Schweigen. Breiten Raum nimmt dagegen seine erste Verlobte ein - eine Jugendfreundin, die seine Begeisterung für Troia teilte, aber weder eine alte Jungfer noch die Frau eines armen Commis werden wollte und daher anderweitig heiratete, kurz bevor ihm der Durchbruch als Kaufmann gelang.

**Man hat Schliemann darob als "Kriegsgewinnler" beschimpft. Seine Gewinne waren aber vor allem deshalb so hoch, weil sonst kaum jemand das Risiko eingehen wollte, mit dem Tsarenreich Geschäfte zu machen - was man ihm als russischem Staatsbürger wohl kaum verargen kann -, aus Angst vor seinen Kriegsgegnern England und Frankreich, die eine See-Blockade verhängt hatten. Schliemann operierte mit Hilfe jüdischer Geschäftsfreunde vom neutralen Preußen aus. Dabei hatte er auch Glück. So überstanden seine Waren wie durch ein Wunder den - wahrscheinlich von britischen Agenten gelegten - Brand der Grenzstadt Memel im Oktober 1854, während die Waren seiner ohnehin nicht sehr zahlreichen Konkurrenten vernichtet wurden, was bedeutete, daß letztere entweder faillierten oder zumindest für die Kriegsdauer vom russischen Markt verschwanden.

***Schliemann berichtet in "Ilios" ausführlich über seine Erfahrungen beim Erlernen von Fremdsprachen: Er nahm zunächst einige Privatstunden bei Muttersprachlern, um die richtige Aussprache zu hören, dann besorgte er sich ein Wörterbuch und ein paar Bücher, die er auswendig lernte und ständig laut rezitierte. (Für Englisch waren das "The Vicar of Wakefield" von Goldsmith und "Ivanhoe" von Scott, für Französisch "Les aventures de Télémaque" von Fénelon und "Paul et Virginie" von Saint-Pierre. Übersetzungen der letzteren verwendete er auch für alle anderen lebenden Sprachen, die er erlernte.) Von dem an Schulen und Universitäten üblichen Sprachunterricht mit Grammatik-Pauken und stummem Vor-sich-hin-lesen hielt er gar nichts. Er spottete über die Akademiker, die Jahre lang Lateinisch und Alt-Griechisch gelernt hatten und es dann immer noch nicht richtig beherrschten, während er selber binnen weniger Monate Italienisch und Neu-Griechisch erlernt hatte und sich danach auch deren "klassische" Stufen mühelos aneignete. Das ist glaubhaft und deckt sich weitgehend mit Dikigoros' eigenen Erfahrungen: Er stand mit dem Lateinischen von Sexta bis Untersecunda auf Kriegsfuß - und ständig "auf der Kippe". In Obersecunda belegte er in einer "zusätzlichen Unterrichtsveranstaltung" Italienisch. Am Ende des Schuljahres hatte er nicht nur Italienisch gelernt, sondern ganz nebenbei seine Note in Lateinisch von "schwach ausreichend" auf "sehr gut" verbessert. Neu-Griechisch lernte er erst viel später, und Alt-Griechisch nie - dennoch kann er seitdem die Bibel problemlos auf "Alt"-Griechisch lesen. (Allerdings hatte er es viel leichter als Schliemann, zu dessen Zeit es noch keine Radiosender gab, die ausländische Lieder spielten, die man mitsingen konnte - wodurch das Lernen noch besser vonstatten geht als durch das Aufsagen auswendig gelernter Vers-Romane :-)

****Schliemann profitierte auch vom amerikanischen Sezessionskrieg. Erneut ging er das Risiko ein, eine See-Blockade zu unterlaufen, welche die Nordstaaten gegen die Südstaaten verhängt hatten, und erneut bedeutete das riesige Gewinnspannen, denn er war zeitweise der einzige Anbieter von Baumwolle am Weltmarkt. (Der Baumwollanbau in Ägypten und Usbekistan zu Exportzwecken hatte noch nicht begonnen; und Kunstfasern, die als Ersatz hätten dienen können, waren noch nicht erfunden :-)

*****"Ithaka" ist ein faszinierendes Reisetagebuch, das man ebenso gut als Forschungsbericht wie als Reiseführer lesen kann. Es ist so spannend wie ein Thriller von Frederich Forsyth und so informativ wie ein Reisebuch von Paul Theroux. Aber ebenso wenig, wie Dikigoros der Internet-Gemeinde in seinen Reisen durch die Vergangenheit eine ungekürzte Fassung seiner Reisetagebücher zumutet, so wenig konnte Schliemann das ganze "Ithaka"-Buch einer Universität als "wissenschaftliche Arbeit" vorlegen. Er kürzte es also um die Passagen, die heute im Rückblick seinen größten Reiz ausmachen, nämlich die minutiöse Schilderung von Begegnungen mit Einheimischen, Boden- und Wasser-Beschaffenheit, Klima, Flora und Fauna (unter besonderer Berücksichtigung des Ungeziefers :-), Verkehrswegen und -mitteln, Unterkunft und Verpflegung (einschließlich der Kosten an Zeit und Geld, die dafür aufzuwenden waren, auf die Stunde und auf den Cent genau) und ließ allein die archäologischen Ergebnisse stehen - auch diese auf den Zentimeter genau festgehalten. Die Übersetzung nahm Schliemann wohl vor, um seinen berufs-akadamischen Kritikastern das Maul zu stopfen. Damals war es an deutschen Universitäten grundsätzlich zulässig, eine Doktorarbeit auf Griechisch einzureichen - wovon aber mangels ausreichender Sprachkenntnisse kaum jemand Gebrauch machte. (Zu Dikigoros' Studienzeiten war es an einigen deutschen Universitäten - auch an seiner alma mater - immerhin noch erlaubt, die Dissertation auf Lateinisch einzureichen; aber auch das tat kaum jemand - auch er selber hat der Versuchung tunlichst widerstanden :-)

******Auf diese originelle Idee muß man[n] erst einmal kommen! Biografen haben herum gerätselt, woran die Ehe scheiterte und keine Gründe gefunden. Dabei liegen diese auf der Hand: Schliemann, der ständig geschäftlich unterwegs war - ohne seine Frau -, ließ in "Ithaka" - geschrieben ein Jahr vor der Scheidung - deutlich durchblicken, daß seine Ideal-Frau die Penelope des Odysseus war, die Jahre lang treu auf ihren abwesenden Mann wartete, unter Abweisung aller anderen Freier; und er äußerte sich mit unverhohlener Sympathie über das alte Gewohnheitsrecht der "Ithakesier", den Ehebruch - der "ein ebenso abscheuliches Verbrechen wie Vater- und Muttermord" sei - mit dem Tode zu bestrafen. Die Kinder aus dieser Ehe scheint er jedoch nicht für "Kuckuckseier" gehalten zu haben, denn er enterbte die beiden, die ihn überlebten - eine Tochter starb bereits 1869 und wird deshalb von einigen Biografen übersehen - nicht.

*******Ein schöner Erzbischof! Schliemann hatte seine erste Frau nach [russisch-]orthodoxem Ritus geheiratet; für die orthodoxe Kirche (auch die griechische) ist die Ehe bei Lebzeiten ebenso unauflöslich wie für die katholische, d.h. sie erkennt die Scheidung nicht an. Dennoch durfte Schliemann nach nur drei Monaten wieder nach [griechisch-]orthodoxem Ritus heiraten. (Das wäre in Deutschland nicht mal nach weltlichem Recht zulässig gewesen!) Dikigoros hegt - aufgrund der Namensgleichheit - den Verdacht, daß es sich um Schliemanns Griechisch-Lehrer in Sankt Peterburg handelte, einen einfachen Popen, dem er den Erzbischofsposten schlicht und einfach kaufte, um eine Ausnahme-Genehmigung zu erhalten. Unter Biografen kursieren diverse Theorien, die sich nicht verifizieren lassen - von "Schliemann ließ sich die Ehefrau nach dem Bild seiner eigenen Schwester aussuchen" bis "Schliemann ließ sich vom Erzbischof dessen eigene Ex-Verlobte andrehen". Wie dem auch sei, jedenfalls wiederholte Schliemann die Fehler aus seiner ersten Ehe nicht, sondern nahm seine zweite Frau auf allen Forschungsreisen mit, ließ sich bei seiner Arbeit zunächst von ihr assistieren und übertrug ihr später sogar die selbständige Leitung von Ausgrabungen.

********Es hat nicht an Versuchen gefehlt - besonders seitens britischer und deutscher "Wissenschaftler" -, die Maske als "Fälschung" zu diskreditieren. Dahinter steht wohl der Gedanke, daß derartige Entdeckungen nur von studierten Archäologen gemacht werden können, aber keineswegs von Amateuren. Dikigoros sieht das genau umgekehrt: Anders als gewisse Universitäts-Professoren, die ihre "wissenschaftliche" Reputation mit allen Mitteln "aufpolieren" (die Zahl solcher Fälschungen ist Legion :-) hatte Schliemann als Privatmann es nicht nötig, sich derartiger Methoden zu bedienen. Zudem widersprechen die Argumente der akademischen Kritikaster einander diametral: Die einen behaupten, die Maske stamme aus dem 16. Jahrhundert v.C., sei also viel zu alt für den historischen Agamemnon, der um 1.200 v.C. gelebt haben soll; die anderen behaupten, erst Schliemann habe sie anfertigen lassen, sie stamme also aus dem 19. Jahrhundert n.C. - eine Differenz von schlappen 3.500 Jahren. (Eine - ebenfalls professorale - Mindermeinung datiert sie dazwischen, in die "byzantinische" Zeit :-) Dabei berufen sich beide Seiten auf unumstößliche "wissenschaftliche Beweise". Dikigoros - der seine eigene Meinung über "Wissenschaft" und "Beweise" hat - fragt sich lediglich, wieso Schliemann ausgerechnet diese Maske - er hatte in den Gräbern von Mykenä mehrere gefunden - für die des Agamemnon hielt. (Vielleicht wählte er einfach nur die zufällig am besten erhaltene und daher repräsentativste aus :-)

*********Eine bemerkenswerte - allerdings kaum beachtete - Ausnahme ist Tiryns. Die HundeWissenschaftler vom Deutschen Archäologischen Institut sind jedoch mit weiteren BuddeleienAusgrabungen beschäftigt und tun ihr bestes, irgendetwas zu finden, um Schliemann auch da noch irgendwie ans Bein zu pinkeln zu widerlegen.

[Ein Hund vom DAI]

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