Edward George de Valera

[Éamon de Bhailéara]

(1882 - 1975)

[Valera]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1882
14. Oktober: Edward George de Valera wird als Sohn des Kubaners Juán Vivión de Valera und der Irin Catherine Coll Wheelwright in Manhattan (New York) geboren.

1885
Nach dem Tode seines Vaters wächst Valera bei seiner Großmutter mütterlicherseits in Irland auf.

1898
Valera erhält ein Stipendium zum Studium der Mathematik am Blackrock College.

1903
Valera wird Dozent für Mathematik am Rockwell College.

1906
Valera wird Professor für Mathematik am Carysfort College (einer Pädagogischen Hochschule für angehende Lehrerinnen).

1908
Valera tritt der "Conradh na Gaeilge [Gälischen Liga]" bei, einer Gesellschaft zur Pflege der irischen Sprache und Kultur.

1910
Januar: Valera heiratet die Lehrerin Sinéad Flanagan [1878-1975]. (Aus der Ehe gehen fünf Söhne und zwei Töchter hervor.)
Bei dieser Gelegenheit läßt Valera seinen Vornamen offiziell in Edmund [gälisch: "Éamon"] ändern.
(Alle britischen Könige zu Valeras Lebzeiten nannten sich entweder "Edward" oder "George" - so mochte er nicht länger heißen :-)


1913
November: Valera wird Mitglied der "Irischen Freiwilligen", einer von Roger Casement organisierten Untergrundarmee, deren Ziel die Erlangung der Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien ist.

1914
August: Großbritannien erklärt dem Deutschen Reich den Krieg, der sich bald zum Ersten Weltkrieg ausweitet.
Um irische Freiwillige zu ködern, wird noch im selben Monat die seit Jahren verschleppte "Home Rule Bill" verabschiedet, die den Iren Autonomie verspricht - aber erst nach Kriegsende. Ca. 250.000 Iren melden sich daraufhin zum Kriegsdienst; sie werden an den gefährlichsten Fronten verheizt.*

1916
April: Valera nimmt als Hauptmann und Bataillonsführer der "Irischen Freiwilligen" am Osteraufstand gegen die englischen Besatzer teil, die ihn nach dessen Scheitern erst zum Tode verurteilen, dann aber zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigen. (Dagegen wird Casement im
August wegen "Hochverrats" hingerichtet.)


1917
Juni: Auf Druck der gerade in den Krieg eingetretenen USA - die ebenfalls auf irischstämmige Freiwillige hoffen - werden Valera und andere irische Freiheitskämpfer von den Engländern amnestiert.**
Oktober: Valera wird zum Vorsitzenden der von Arthur Griffith gegründeten "Sinn Féin" gewählt.


1918
Januar: Die Engländer versuchen, in Irland die Wehrpflicht einzuführen und Zwangsaushebungen vorzunehmen. Valera führt die Boykottbewegung gegen diese Versuche an.
Mai: Valera wird verhaftet und in ein englisches Konzentrationslager deportiert.
November: Sinn Féin gewinnt die Parlamentswahlen in Irland.

1919
Februar: Valera gelingt die Flucht aus dem Konzentrationslager nach Irland.
April: Valera wird zum Vorsitzenden ("Príomh Aire") des irischen Parlaments ("Dáil Éireann") gewählt.
In Dublin wird die - von England nicht anerkannte - unabhängige Republik Irland proklamiert.
Juni: Valera reist in die USA, um Spendengelder für den Freiheitskampf der Republik Irland zu sammeln, den unterdessen Michael Collins mit der "Irisch-Republikanischen Armee [I.R.A.]" im Untergrund führt. Viele Amerikaner - die Wilson mit der Lüge vom "Selbstbestimmungsrecht der Völker" in den Krieg gelockt hatte und die nun mit ansehen müssen, wie dieses z.B. den Iren vorenthalten wird - gewähren ihm finanzielle Unterstützung.

1920
Dezember: Valera kehrt nach Irland zurück und führt als Präsident der Republik Irland den Unabhängigkeitskrieg gegen England fort. Es gelingt ihm jedoch im folgenden nicht, die sechs nordirischen Grafschaften ("Ulster") zu gewinnen, wo es infolge der Jahrhunderte langen Ansiedlungspolitik der Engländer - und Schotten - eine protestantische Bevölkerungsmehrheit gibt. Nordirische Freikorps ("Black and Tans") kämpfen Seite an Seite mit den Engländern gegen die katholischen Truppen der Republik Irland.

1921
Juli: Engländer und Iren schließen Waffenstillstand und beginnen mit Verhandlungen über die Unabhängigkeit.
Dezember: Arthur Griffith, der irische Verhandlungsführer, erreicht den "halb-autonomen" Dominion-Status, gegen Verzicht auf Ulster und Leistung eines Loyalitätseides auf den König von Großbritannien ("und Irland").

1922
Januar: Bei einer Kampfabstimmung im Dáil unterliegt Valera - der das Angebot der Engländer ablehnt - Griffith mit 58:60 Stimmen. Griffith läßt Valera verhaften und einkerkern, obwohl dieser eigentlich Abgeordenten-Immunität genießen müßte.
Juni: Zwischen Gegnern und Befürwortern des Dominion-Vertrags bricht ein Bürgerkrieg aus. Die letzteren werden von Collins angeführt und von Großbritannien mit Waffen und Munition unterstützt.
August: Griffith säuft sich zu Tode (offizielle Todesursache: "Hirnschlag"); wenige Tage später gerät Collins in einen Hinterhalt und wird erschossen. Sein Nachfolger wird William Cosgrave, der in den folgenden Monaten ein Blutbad unter den Gegnern des Abkommens anrichtet. Er läßt u.a. den Schriftsteller Erskine Childers sen. ermordenhinrichten. Damit verliert Irland nach Roger Casement den zweiten protestantischen Vorkämpfer für die Unabhängigkeit ganz Irlands ohne Ansehen der Konfession; dies macht den Weg frei zum "endgültigen" Verzicht auf Ulster.

1923
Mai: Valera weist seine Anhänger an, den aussichtslosen Kampf aufgeben. Die nächsten neun Jahre wird Irland von Kollaborateuren regiert.

1924
Juli: Valera wird aus der Haft entlassen.

1925
"Sinn Féin" spaltet sich über dem Streit um den Loyalitätseid.

1926
März: Valera legt den Vorsitz der "Sinn Féin" nieder.
Mai: Valera gründet die neue Partei "Fianna Fáil", deren Vorsitzender er wird.

1932
Fianna Fáil gewinnt die Parlamentswahlen von Éire. Valera wird Staatsratsvorsitzender und zugleich Außenminister.

1936-39
Im Spanischen Bürgerkrieg bleibt Éire strikt neutral. Valera widersteht auch dem Druck der irischen Katholiken, wenigstens den von der roten "Republik" verfolgten - und zu tausenden ermordeten - katholischen Priestern Spaniens Asyl zu gewähren.

1937
Valera verkündet eine neue Verfassung, wonach Éire weitgehend unabhängig von Großbritannien wird. (Allerdings nennt sich der englische König weiterhin "King of Ireland".) Der Staatsratsvorsitzende wird künftig "Taoiseach" genannt (dem britischen Premierminister entsprechend). Da der Katholizismus nicht als Staatsreligion festgeschrieben wird (vielmehr erhalten Anglikaner, Presbyterier, Methodisten und Juden - anders als in England - gleiche Rechte), erkennt der Vatikan (Pius XI) Éire nicht an (wohl aber Großbritannien, wo Katholiken nach wie vor rechtlos sind).

1939
September: Nachdem die britische Regierung (Neville Chamberlain) den Beginn des Polenfeldzugs zum Vorwand genommen hat, dem Deutschen Reich dem Krieg zu erklären (nicht aber der Sowjet-Union, als auch die Rote Armee in Polen einmarschiert), erklärt Valera die Neutralität Éires. (Einige irische Freiwillige kämpfen jedoch auf beiden Seiten mit.)

1940
Juni: Angesichts der alliierten Niederlage in Frankreich bietet die britische Regierung Valera hinter dem Rücken der protestantischen Nordiren die Wiedervereinigung mit Ulster nach dem Krieg an, wenn Éire in denselben auf britischer Seite eintritt. Eingedenk der falschen Versprechungen der Engländer im Ersten Weltkrieg lehnt Valera ab.

1942
Die britische Regierung (Winston Churchill) bietet Valera erneut ein Tauschgeschäft "Wiedervereinigung gegen Kriegseintritt" an; Valera lehnt wiederum ab.

1944
Februar: Die US-Regierung (Franklin Delano Roosevelt) zieht andere Saiten auf: Sie droht, Eire von der Lebensmittelzufuhr abzuschneiden, wenn es nicht die diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmächten abbreche. Doch Valera läßt sich nicht erpressen.
Er wird dabei publizistisch unterstützt durch George Bernard Shaw, der bisher den Mund gehalten hatte - er ahnte wohl, wie es seinen unvorsichtigen Kollegen Knut Hamsun und Ezra Pound nach dem Krieg ergehen würde -, die Alliierten aber nun in Zeitungs- und Radio-Interviews lautstark anprangert.

1945
April: Nach Hitlers Tod ist Valeira einer von nur zwei europäischen Regierungschefs (der andere ist der portugiesische Ministerpräsident Salazar), der dem Deutschen Reich offiziell kondoliert.***
Mai: Nachdem die Wehrmacht bedingungslos kapituliert hat und die Alliierten das Deutsche Reich für aufgelöst erklärt haben, ist Valera der einzige europäische Regierungschef, der die in seinem Land befindlichen deutschen Diplomaten nicht an die alliierten Henker ausliefert, sondern ihnen Asyl gewährt.
(Salazar und Franco gewährten ihnen kein Asyl, ließen sie jedoch stillschweigend nach Südamerika fliehen. Schweden und die Schweiz lieferten aus, obwohl sie - im Gegensatz zu fast allen anderen "neutralen" Ländern der Welt - Deutschland nicht noch in letzter Minute den Krieg erklärt hatten. Die schwedische Regierung lieferte im November/Dezember 1945 sogar noch einige tausend deutsche Soldaten, die sich bei Kriegsende im Vertrauen auf die Genfer Konvention in Schweden hatten internieren lassen, an die Sowjet-Union aus, wohl wissend, daß dies für die meisten von ihnen den Tod bedeutete. Dies aus freien Stücken, während die anderen Neutralen unter massiven Druck gesetzt worden waren: Den Kriegseintritt Argentiniens z.B. hatten die USA dadurch erzwungen, daß sie einen Flugzeugträger in den Rio de la Plata schickten und drohten, Buenos Aires im Weigerungsfall mit ihren Bombern dem Erdboden gleich zu machen. Auch der Schweiz - deren in den USA belegenen Vermögenswerte bereits "eingefroren" worden waren, ähnlich wie die japanischen 1941 - drohte Truman, sie mit Krieg zu überziehen und sie ebenso zu zerstören und auszuplündern wie Deutschland, wenn sie nicht sämtliche Deutsche und deren in der Schweiz belegenen Vermögenswerte an die USA auslieferte, ebenso das gesamte in der Schweiz vorhandene fysische Gold sowie alle in Deutschland belegenen Schweizer Vermögenswerte. In zähen Verhandlungen erreichten die Schweizer, daß die USA ihnen 50% des in Deutschland belegenen Vermögens - von dem durch den Bombenkrieg ohnehin nicht mehr viel übrig war - beließ und sich mit der Herausgabe von Gold für "nur" 250 Millionen SFr begnügte - wobei dessen Wert auf 140.- SFr/Unze festgesetzt wurde. (Die Schweiz mußte also rund 1,8 Millionen Goldunzen abdrücken. Zum Vergleich: Als der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs trotz seines vermeintlichen Sieges anno 1529 vor Wien - tatsächlich war es ein Sieg des Wettergotts - beim Sultán des Osmanischen Reichs um Frieden nachsuchte, mußte er sich nach langen zähen Verhandlungen im Frieden von Konstantinopel zu einer jährlichen Tributzahlung von 10.000 Goldunzen verpflichten.) Den diesbezüglichen Briefwechsel bezeichnen "Historiker" gerne als "Washingtoner Abkommen vom 25. Mai 1946", obwohl sich die Schweiz ausdrücklich dagegen verwahrte und feststellte, daß es sich nicht um einen rechtmäßig zustande gekommenen Vertrag, sondern um das Nachgeben gegenüber einer Erpressung handelte. Die Schweiz wurde de facto behandelt wie ein im Krieg besiegter Feindstaat.)

1948
Februar: Nach der Wahlniederlage von Fianna Fáil tritt Valera als Taoiseach zurück und wird Oppositionsführer. Sein Nachfolger Costello erklärt Éire zur "Republik" (was Valera erst nach der Wiedervereinigung mit Ulster tun wollte).

1949
April: Éire verläßt das "Commonwealth of Nations" und löst damit die letzten Bindungen an Großbritannien.

1951
Juni: Valera wird erneut zum Taoiseach gewählt.

[Valera]

1954
Juni: Nach der Wahlniederlage von Fianna Fáil wird Valera erneut Oppositionsführer.

1955
Éire wird Mitglied der UNO.

1957
März: Valera wird erneut Taoiseach.

1959
Juni: Valera tritt, fast erblindet, vom Amt des Taoiseach zurück und läßt sich statt dessen zum Uachtarán [Präsident] von Éire wählen.

1963/64
Valera trifft mit dem irisch-stämmigen US-Präsidenten John F. Kennedy zusammen, von dem Éire freilich außer schönen Worten nichts zu erwarten hat - ebenso wenig wie von seinem Nachfolger Johnson.


1966
Juni: Valera wird erneut zum Uachtarán gewählt.

1968
Katholiken in Ulster demonstrieren - in Anlehnung an die "Bürgerrechts-Bewegung" in den USA - friedlich für ihre "Civil Rights", d.h. für ihre rechtliche Gleichstellung mit den Protestanten.

1969
Protestantische Milizen und britische Truppen gehen gewaltsam gegen die Katholiken in Ulster vor. Nach Aufstellung katholischer Bürgerwehren (in Anlehnung an den Bürgerkrieg 1918-21 "I.R.A." genannt) entwickelt sich ein Jahre langer Bürgerkrieg. Großbritannien steckt "Verdächtige" (verdächtig ist jeder Katholik in waffenfähigem Alter) in Konzentrationslager.

1972
Großbritannien löst das Parlament von Ulster auf und führt die Militärdiktatur ("Direktverwaltung") wieder ein.

1973
Januar: Éire tritt zusammen mit Großbritannien der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ("EWG", seitdem "EG", später "EU") bei - gegen den erklärten Willen Valeras, der richtig erkannt hat, daß die so mühsam gewonnene nationale Souveränität durch diesen Beitritt auf lange Sicht verloren gehen wird.
März: In einem "Volksentscheid" spricht sich die protestantische Mehrheit in Ulster für einen Verbleib bei Großbritannien aus.
Juni: Nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit als Uachtarán - eine dritte Amtsperiode läßt die Verfassung nicht zu - wird Valera in ein Pflegeheim in Blackrock (bei Dublin) eingewiesen. Sein Nachfolger wird Erskine Childers iun.

1974
November: Großbritannien erklärt die Angehörigen der I.R.A. per Gesetz zu "Terroristen".

1975
29. August: Éamon de Valera stirbt in Blackrock; er wird auf dem Glasvenin-Friedhof in Dublin beerdigt.


1979
Nach dem Regierungsantritt der Konservativen Margaret Thatcher in Großbritannien erreicht der Bürgerkrieg in Ulster einen neuen Höhepunkt. In den englischen Konzentrationslagern sterben weiterhin zahlreiche Katholiken; den letzteren gelingt es, mit Lord Mountbatten - einem Vetter von Queen Elizabeth II - einen der ÄrscheKöpfe des britischen Königshauses zu beseitigen.

1985
Éire und Großbritannien schließen ein Abkommen über die Beibehaltung des Status quo in Ulster, solange die Mehrheit der Nordiren dafür ist. (Éire baut auf die allmähliche Zunahme des katholischen und Rückgang des protestantischen Bevölkerungsanteils; der letztere sinkt binnen einer Generation von knapp zwei Dritteln auf nur noch gut die Hälfte.) Danach schläft der Bürgerkrieg vorübergehend ein.

1992
Mit Annahme der Maastricht-Verträge verliert Éire - wie von Valera richtig vorher gesehen - einen Großteil seiner Souveränitsrechte an die EU.

1993
Die als große Demontage angelegte Valera-Biografie von Tim Pat Coogan erscheint.
(Welcher Art und Güte seine fast 1000-seitigen Ergüsse sind, erkennt man schon am ersten großen "Makel", den er Valera anzuhängen versucht, nämlich seine "unehelichke" Geburt, da sich keine Urkunde über die Eheschließung seiner Eltern auffinden läßt. Von der Rechtsform der "Common Law Marriage" - die in den USA damals noch die Regel ist - scheint Coogan nie gehört zu haben :-)


1996
Auch mit dem Spielfilm "Michael Collins" wird Valeras Demontage betrieben, während Collins - dessen "Martyrer"-Tod im Bürgerkrieg als "Ermordung" dargestellt wird - zu Valeras großem Gegenspieler aufgebauscht wird. (Was Collins schwerlich war; die Rolle von Valeras tatsächlichem Gegenspieler Griffith wird dagegen herunter gespielt, da er bekennender Antisemit - u.a. Anführer des Juden-Pogroms von Limerick 1904 - war.)


1998
April: Im "Karfreitagsabkommen" mit Großbritannien verzichtet Éire "endgültig" auf eine Wiedervereinigung mit Ulster.

2000
Zu Valeras 25. Todestag fordern brave "Antifaschisten" in aller Welt - auch in der BRDDR - eine Entschuldigung Éires für seine "skandalöse" Neutralität im Zweiten Weltkrieg und eine Verurteilung Valeras als "Naziverbrecher". Unterdessen ist Éire zu einem "modernen" europäischen Staat verkommen aufgeblüht: Die Geburtenrate ist unter zwei Kinder pro Frau gesunken, die Bevölkerung auf 4 Millionen (Mitte des 19. Jahrhunderts: 8 Millionen****); erstmals in seiner Geschichte verzeichnet Irland mehr Einwanderer als Auswanderer; die gälische Sprache ist ausgestorben und durch die englische ersetzt worden; die kurze wirtschaftliche Scheinblüte geht zuende (die ausländischen HeuschreckenInvestoren, einst durch die irischen Billiglöhne angelockt, sind weiter nach Indien und/oder Rotchina gezogen); Valeras Lebenswerk ist vernichtetdie Folgen von Valeras unheilvoller Politik sind glücklich überwunden.


*Manche Historiker behaupten, dies sei erst nach dem Osteraufstand von 1916 geschehen, aus begründeter Furcht, daß sich nicht-verheizte irische Soldaten gegen die Engländer wenden würden - spätestens wenn sie nach ihrer Rückkehr bei Kriegsende festgestellt hätten, daß man sie in Sachen Unabhängigkeit belogen hatte. Das ist ein Rückschluß aus den hohen Verlusten, die irische Einheiten bei der im Juli 1916 beginnenden Somme-Schlacht erlitten. Dikigoros hat da seine Zweifel: Zum einen glaubt er entgegen den heutigen Geschichts- und Märchenbüchern nicht, daß die britische Offensive an der Somme eine kurzfristig anberaumte Reaktion auf die deutsche Offensive bei Verdun war; vielmehr war sie von langer Hand vorbereitet, und das schloß vermutlich die Planung der dabei einzusetzenden Truppenteile ein. Zum anderen glaubte das britische Oberkommando wohl tatsächlich, daß nach dem wochenlangen Trommelfeuer von den deutschen Verteidigern nicht mehr viel übrig sein konnte, sonst hätte es seine erste Angriffswelle nicht eine lange Strecke ungedeckt über freies Feld anrennen lassen und gleich am ersten Tag der Schlacht 50.000 - durchaus nicht nur irische - Soldaten verloren. Die irischen Kontingente wurden auch zuvor schon bevorzugt an "Brennpunkten" eingesetzt. Die zeitliche Nähe zwischen Osteraufstand und Somme-Schlacht dürfte eine bloße Koïnzidenz sein.

**Weniger Glück sollte Valeras Landsmann William Joyce ("Lord Haw-Haw") haben, der im Januar 1946 - wie Casement - wegen "Hochverrats" erjustizmordet hingerichtet wurde, obwohl er in Brooklyn (New York) geboren und somit Staatsbürger der USA war - die freilich für ihn keinen Finger rührten, da der Zweite Weltkrieg zu diesem Zeitpunkt bereits beendet war, sie also keine irischen Freiwilligen mehr benötigten.

***Valera rechtfertigte das später damit, daß dies internationalen Gepflogenheiten entspräche - er habe schließlich auch den USA beim Tode Roosevelts kondoliert. Ob manche "Historiker", die sich ob dieser "Ausrede" ereifert hatten, anno 2019 noch daran zurück dachten, als der BRDDR-Präsident Frankenstein-Meier dem iranischen Mullah-Regime zum 40. Jahrestag der Revolution "herzlich gratulierte" und dies im Nachhinein mit der AusredeBegründung zu rechtfertigen suchte, dies entspräche "internationalen Gepflogenheiten"? Allerdings hinkt der Vergleich insoweit, als Valera dem Deutschen Reich nicht ergänzend zugesichert hatte, es beim Bau von Atombomben zur Auslöschung der Juden im Nahen Osten zu unterstützen.

****Dikigoros will hier nicht den falschen Eindruck erwecken, als sei dieser Bevölkerungsrückgang erst in jüngster Vergangenheit eingetreten. Der vorentscheidende Einbruch erfolgte schon im 19. Jahrhundert, als in Irland nach 7 aufeinanderfolgenden Mißernten (1846-1853), vor allem infolge der Kartoffelkäferplage, aber auch infolge der Weigerung der Engländer, Ersatz-Nahrungsmittel zur Verfügung zu stellen, eine Hungersnot ausbrach, der Millionen Iren, die nicht rechtzeitig in die USA auswanderten, zum Opfer fielen. Wer sich für die traurigen Einzelheiten interessiert: Tim Pat Coogan hat anno 2012 ein Buch mit dem Titel "The Famine Plot" veröffentlicht, in dem er den Engländern sogar absichtliches Aushungern der Iren unterstellt und von "Völkermord [genocide]" spricht schreibt.

Dikigoros würde das nicht erwähnen - und auch nicht in allen Punkten für die reine Wahrheit halten -, wenn nicht ein rundes Jahrzehnt später von britischen u.a. Politverbrechern erneut der Versuch unternommen worden wäre, eine - diesmal weltweite - Hungersnot auszulösen, indem der Einsatz von Düngemitteln für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel und die Aufzucht von Tieren zwecks Gewinnung von Fleisch weitgehend verboten wurde. (Unter dem Vorwand des "Klimaschutzes".) Das erste Opfer dieser Politik war die Insel Ceylon, ebenfalls eine ehemalige englische Kolonie.


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