Tschiang Kai-shek

(1887 - 1975)

[Tschiang Kai-shek]
[Signatur]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1887*
31. Oktober: Tschiang Kai-shek wird als Sohn eines Kaufmanns in Yikou geboren.
China - das seit Mitte des 17. Jahrhunderts von der Mandschu-Dynastie der Ch'ing beherrscht wird - befindet sich auf dem absteigenden Ast. Im 19. Jahrhundert verliert es große Teile seiner bis zum 18. Jahrhundert zusammen gerafften Kolonien, tributpflichtigen Vasallenstaaten und "Einflußsfären" an fremde Großmächte: Tibet, Nepal und Barmā [Myanmar] an Großbritannien, Yünnan und Indochina an Frankreich, Ost-Turkestan [Sinkiang] und die Mongolei an Rußland, was die Unzufriedenheit im Lande schürt.

[Karte: Chinas Machtbereich 1795] [Karte: Chinas Verluste bis 1911]

1894/95
Im Krieg gegen Japan wird China schwer geschlagen. Statt der Auffassung "Von Nippon lernen heißt siegen lernen!" verbreiten sich jedoch vielmehr Ressentiments gegen die "ausländischen Teufel", zu denen nun auch die Japaner gezählt werden, die nach Korea und Formosa [Taiwan] greifen.

1900
Juni: Der - mit völlig unzureichenden Mitteln unternommene - "Boxeraufstand" gegen alles Ausländische zerschlägt zwar viel Porzellan, bessert Chinas Lage jedoch nicht, sondern verschlimmert sie noch.

1901
Tschiang heiratet Mao Fu-mei. (Aus der Ehe gehen ein Sohn und eine Tochter hervor.)

1907
Tschiang beginnt eine Kadettenausbildung an der "Militärakademie" von Baoding.

1908
Tschiang wird nach Japan abkommandiert, wo er seine militärische Ausbildung fortsetzt.

1909
Tschiang wird zum 19. (jap.) Artillerie-Regiment versetzt.

1911
Oktober: In Peking beginnt ein später als "chinesische Revolution" verherrlichter Militärputsch gegen die Mandschu-Herrschaft.
Tschiang kehrt nach China zurück, wo Sūn Yat-sen im
Dezember die Republik ausruft.

1912
Februar: Pu yi - "der letzte [Mandschu-] Kaiser" - dankt ab.
August: Tschiang tritt der von Sūn Yat-sen und Song Jiao-ren gegründeten "Nationale Volkspartei [Kuo min tang]" bei, die bei den Wahlen zur Nationalversammlung im
Dezember die absolute Mehrheit knapp verfehlt.

1913
Juli: Zwischen Sūn und dem neuen Präsidenten, General Yüan, kommt es zum Zerwürfnis und militärischen Auseinandersetzungen, bei denen ersterer den kürzeren zieht und ins Exil geht. Die KMT wird verboten.

1914-18
Im Ersten Weltkrieg
stellt sich China auf die Seite der Entente, kann jedoch nicht verhindern, daß das deutsche Pachtgebiet von Kiautschou

1919
im Vertrag von Versailles als "Völkerbundsmandat" an Japan fällt.
Oktober: Sūn gründet die KMT neu.

1921
Sūn ruft eine Gegenregierung in Kanton aus - der es freilich an brauchbaren Truppen fehlt, mit denen er den Norden Chinas erobern könnte.

1923
Januar: Um dem abzuhelfen, schließt Sūn ein Bündnis mit der neu gegründeten Sowjet-Union unter Lenin; mit der Kommunistischen Partei Chinas bildet er eine "Vereinigte Front".
Tschiang wird als Leiter einer Militärmission nach Moskau entsandt.
Nach seiner Rückkehr wird Tschiang von Sūn zum Leiter der neu gegründeten Militär-Akademie von Kanton und zum Oberbefehlshaber der mit Hilfe sowjetischer Instrukteure reorganisierten Streitkräfte ernannt.

1925
März: Sūn Yat-sen stirbt in Peking. Tchiang übernimmt die Führung der KMT und des Bürgerkriegs, der in China tobt.

Mao Tse-tung

[Machtbereiche der chinesischen War Lords 1925]

1927
Dezember: Tschiang heiratet in 2. Ehe Song Mei-ling, die jüngere Schwester von Sūns Witwe Tsing-ling.



*Auf der Diskussionsseite einer bekannten Internet-Plattform fragt jemand, wie Tschiang 1887 geboren sein könne, da er doch 1936 seinen 50., 1947 seinen 60., 1948 seinen 70., 1958 seinen 80. und 1968 seinen 80. Geburtstag gefeiert habe - und zwar sogar von Staats wegen -, ob er da nicht vielmehr 1886 geboren sein müsse?

Da dort bisher niemand eine Antwort auf diese Frage gefunden zu haben scheint, will Dikigoros sie hier geben. Keine Angst, er wird seine Leser nicht mit den vertrackten Einzelheiten des chinesischen (und zugleich japanischen und koreanischen und vietnamesischen) [Mond-]Kalenders quälen - das tut er an anderer Stelle -, der ja im Laufe des 20. Jahrhunderts in allen Ländern offiziell abgeschafft wurde. Aber eines konnte der Staat seinen Untertanen nicht verbieten, nämlich die Geburtstage auch nach dem neuen Kalender so zu feiern, wie es der gesunde Menschenverstand gebietet. Was hat der Westen da doch für eine krause Zählweise eingeführt? Der 1. Geburtstag ist doch der Tag der Geburt! Folglich ist das, was bei uns als "1. Geburtstag" gefeiert wird, in Wahrheit schon der 2. Geburtstag. Also war Tschiangs 1. Geburtstag der 31. Oktober 1887; am 31. Oktober 1936 feierte er seinen 50. (nicht erst seinen 49.) Geburtstag usw. So einfach ist das!

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