MANUEL NORIEGA

(11.02.1934 - 29.05.2017)

[Manuel Noriega]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

[Wappen Panamas]

1934*
11. Februar: Manuel Antonio Noriega Moreno wird als unehelicher Sohn des Buchhalters Ricaurte Noriega und der Köchin María Moreno in Panama City geboren.
Die USA haben sich das - ursprünglich französische - Projekt eines Kanalbaus zwischen Atlantik und Pazifik am Isthmus von Panamá unter den Nagel gerissen, dazu einen Landstreifen im Nordwesten von Kolumbien, den sie als "Staat" anerkennen, mit einem ihnen hörigen Marionetten-Regime. Das Gebilde hat enorme wirtschaftliche - und in Kriegszeiten auch strategische - Bedeutung.


Über seine Kindheit und Jugend ist nichts Verläßliches in Erfahrung zu bringen.

1955
Familie Escobar zieht nach Envigado nahe der Millionen-Metropole Medellín, der Hauptstadt Antioquias und nach der Zerstörung Bogotás größten Stadt im Lande.

1958
Angesichts der allgemeinen Bürgerkriegsmüdigkeit einigen sich "Konservative" und "Liberale" auf einen "nationale Front" genannten Kompromiß, der sie für 16 Jahre (2x2 Legislaturperioden à 4 Jahre) abwechselnd die Macht ausüben läßt - ohne das blöde Wahlvieh zu befragen.
Im Schatten Schutz jenes willkommenen Waffenstillstands bauen Verbrecherbanden kleine "Staaten im Staat" auf; die Gewaltkriminalität grassiert. (Waffen sind ja noch reichlich vorhanden.)

1966
Pablo verläßt die Schule ohne Abschluß (ein Abschlußzeugnis fälscht er sich später selber** :-) und wendet sich interessanteren Beschäftigungen zu, wie dem Schmuggel (und Konsum) von Alkohol, amerikanischen Zigaretten und Marihuana.
Das ist keine kolumbianische Besonderheit. Damals beginnt sich auch unter der mißratenen Jugend Nordamerikas und Westeuropas der Konsum diverser Rauschgifte breit zu machen - wobei der von Staats wegen betriebene Handel und Konsum legal und sogar wohl gelitten ist, da er diesem Zölle und Steuern einbringt, während der auf eigene Rechnung betriebene Privater, die keine solchen Abgaben leisten, kriminalisiert wird. Daß dies 'zig Millionen Süchtige die Gesundheit oder sogar das Leben kostet (dto ein paar tausend konkurrierende Dealer), ist ebenfalls nichts Besonderes.***
Pablos Aktivitäten fallen also bis dahin noch nicht allzu weit aus dem Rahmen.

ab 1969
Escobar verlegt sich - zusammen mit seinem Bruder Roberto und seinem Vetter Gustavo - auf lukrativere Taten wie Autodiebstahl, Entführung und Erpressung.

1971
Vorläufiger Höhepunkt ist die Entführung des Geschäftsmanns Diego Echavarría, die für weltweites Aufsehen sorgt.
(Da Escobar den Entführten jedoch trotz Lösegeldzahlung umbringt, ist es zugleich der Wendepunkt - denn wer zahlt schon noch, wenn er weiß, daß das Opfer anschließend trotzdem getötet wird?)

1974
Am Ende des Burgfriedens steht Kolumbien vor einem Scherbenhaufen. Anders als etwa Bolivien, Brasilien, Chile oder Paraguay hat es nicht das Glück, einen kompetenten "Diktator" hervorzubringen, der ihm wenigstens für eine Generation Ruhe, Ordnung und Wohlstand beschert.
Kämpfe zwischen diversen Gruppierungen brechen alsbald wieder aus und dauern, von mehr oder weniger kurzen Pausen unterbrochen, bis heute an.

1976
Escobar heiratet María Victoria Henao Vellejo. (Aus der Ehe - die hält, bis sein Tod sie scheidet - gehen zwei Kinder hervor.)
Vetter Gustavo läßt sich beim Rauschgiftschmuggel erwischen. Daraufhin nimmt das "Departamento Administrativo de Seguridad [Ministerium für Staatssicherheit]" nach dem gut-demokratischen Prinzip der Sippenhaft auch Escobar fest; korrupte Richter verurteilen ihn und stecken ihn ins Gefängnis, von wo er indes bald durch Bestechung frei kommt.
Escobar rächt sich sorgt für Gerächtigkeit: Er läßt sowohl die Stasi-Mitarbeiter als auch die korrupten Staatsanwälte und Richter, die ihn ins Gefängnis gebracht haben, ermorden hinrichten - wegen Verfolgung Unschuldiger und Rechtsbeugung.
Binnen kürzester Zeit soll eine dreistellige Anzahl jenes Abschaums beseitigt worden sein. (Was freilich wenig hilft - es kommen immer wieder neue nach :-) Dagegen findet sich - noch - niemand, der die korrupten Staatsanwälte und Richter, die Escobar wegen seiner tatsächlich begangenen Straftaten nie belangten, beseitigen würde.

1977
Januar: In den USA wird der Erdnußfarmer James ("Jimmy") Carter - genannt "Peanuts" - Präsident. Unter ihrem bis dahin unfähigsten Staatschef beschleunigt sich der politische und wirtschaftliche Niedergang der USA in beängstigendem Ausmaß: Exportierten sie einst Zigaretten, Coca Cola, alkoholische Getränke und Kriminelle in alle Welt, so importieren sie diese nun en gros.
Carter kauft allein in Kuba 25.000 Schwerverbrecher als "politische Gefangene" frei und holt sie in die USA, wo sie alsbald den Drogenmarkt erobern. Zugleich verlagert sich der Geschmack der Süchtigen auf härtere Drogen: Marihuana ist "out", Kokain ist "in" - und dabei durchaus gesellschaftsfähig. Bald verzichtet kaum noch ein Promi, der es sich leisten kann - das Zeug ist erheblich teurer als Alkohol, Zigaretten und "Hasch" - auf jenen anregenden Stoff.
Escobar erkennt die Zeichen der Zeit und beginnt, einen florierenden Kokain-Handel aufzuziehen: Er organisiert den Transport von den traditionellen Anbaugebieten in Bolivien, Perú und Ecuador nach Medellín und weiter in die USA - mit traumhaften Gewinnspannen. Er erweist sich dabei als effizienter Organisator - etwas, wovon die staatlichen Behörden mit ihren unfähigen und/oder korrupten Beamten nur träumen können.

1978
Escobar wird in den Stadtrat von Medellín gewählt. Er macht sich beliebt durch den Bau neuer Wohnviertel und Fußballplätze (die nach ihm benannt werden :-).


In seiner eigenen Zeitung "Medellín Cívico" läßt er seinen Schwager Mario Henao Lobeshymnen über sich selber verbreiten. Er hat - ähnlich wie zur gleichen Zeit die Mafia in Italien - erkannt, daß sich nur Dummköpfe mit kleinen Straftaten abgeben; wahre Kriminelle gehen in die Politik und betreiben ihre Machenschaften dort in großem Stil. Die Zeiten für Kleinkriminelle - wie er früher auch selber einer war - werden in Kolumbien zunehmend schwierig:

1979
Angesichts der Unfähigkeit oder Unwilligkeit der staatlichen Behörden zur Strafverfolgung bilden sich Milizen zur Verbrechensbekämpfung. (Selbstbezeichnung: "Grupos de limpieza social [Gruppen zur gesellschaftlichen Säuberung]".) Sie spüren kleine Drogendealer, Autodiebe und Entführer auf und richten sie in Selbstjustiz hin, wobei sie die Leichen zur Abschreckung mit Inschriften versehen, auf denen ihre Straftaten verzeichnet sind.
(Durch die linken gut-demokratischen Medien in aller Welt geht ein Aufschrei der Empörung ob solch "menschenverachtender Intoleranz", die "das Privateigentum höher stellt als das Leben": Die paramilitärischen Bürgerwehren werden als "Todesschwadrone" diffamiert und die von ihnen hingerichteten Straftäter zu "Opfern des Fascismus" hochstilisiert - aber das kratzt in Kolumbien niemanden :-)

1981
Die erfolgreichen Gruppen "Muerte A Bazuceros [Tod den Drogendealern]" (MAB) und "Muerte A Secuestradores [Tod den Entführern]" (MAS) werden gegründet. Letztere richtet die Entführer so zu, wie die es mit ihren Opfern zu tun pflegen - wiederum zur großen Empörung der "Gutmenschen" in aller Welt.
Erschwerend - in den Augen der Vorgenannten - kommt hinzu, daß es sich bei den meisten Straftätern "Opfern" um Neger handelt (die damals bereits rund ein Viertel der kolumbianischen Bevölkerung ausmachen - Tendenz rapide steigend), die oft keinen anderen Ausweg aus Not und Armut sehen als kriminell zu werden. Die "Todesschwadronen" sind also auch noch "rassistisch"!

1982
Juli: Escobar tritt der "Liberalen Partei" bei und wird prompt ins Abgeordnetenhaus gewählt, wodurch er vorübergehend Immunität vor Strafverfolgung genießt.

1984
Der zunehmend verkalkte neue (seit 1981) US-Präsident Ronald Reagan läßt sich von seiner Zweitfrau Nancy - die ein großer Fan von Affenmusik Nigger-rap ist - bewegen, den gebleichten Neger, Päderasten und Drogen-Junkie allseits beliebten "King of Pop [König des Pop]" Michael Jackson im Weißen Haus zu empfangen und zum "Vorkämpfer gegen den Drogenmißbrauch" zu ernennen.


Dem stinkt es schon lange, daß die verdammten Kolumbianer es wagen, seinen inländischen Kokain-Dealern aus Kuba Konkurrenz zu machen - ebenso dem Finanzministerium, wo man noch immer den entgangenen Zöllen (Escobar läßt nach wie vor schmuggeln) nachtrauert. Unter dem Vorwand, den Drogenhandel und -konsum in den USA generell bekämpfen zu wollen, gründet man eine "Drug Enforcement Agency" (DEA) und verlangt von Kolumbien die Auslieferung Escobars.

1993
.
(Das öffentliche veröffentlichte Interesse an seiner Person hat jedoch bereits so weit nachgelassen, daß als Ereignis des Jahres der drei Monate zuvor errungene glorreiche 5:0-Auswärtssieg der kolumbianischen Fußball-Nationalmannschaft in Buenos Aires gegen den oftmaligen Weltmeister Argentinien in die Geschichtsbücher eingeht :-)


*Nach anderen Quellen: 1936, 1938 oder 1940. (Papier ist geduldig :-)

**Unschuldige Zeiten, da man nur ein Abschlußzeugnis der Oberschule fälschte. Später fälschte man Universitäts-Diplome und schrieb Doktorarbeiten ab. Den Anfang hatte bereits 1955 der US-amerikanische Haßprediger Michael ['Martin Luther'] King gemacht. Im 21. Jahrhundert sollte die BRDDR eine Außen[fe]ministerin bekommen, die nicht mal einen ordentlichen Hilfsschulabschluß geschafft hatte, aber Universitäts-Diplome noch und nöcher vorlegte und später noch Karriere in der UNO machen sollte.

***Verglichen mit dem, was zur gleichen Zeit junge Chinesen anstellen, könnte man es sogar als "Peanuts" bezeichnen: Maos "Roten Garden" fallen im Rahmen einer cynisch als "Kultur-Revolution" bezeichneten Terrorkampagne hunderte Millionen Chinesen zum Opfer - unter dem Jubel der Linken in aller Welt. Dikigoros hat sich - und seine kolumbianischen Freunde (Leser seiner Reiseseiten wissen ja, daß er in einer der kurzen Zeitspannen, da Frieden im Lande herrschte, es mehr oder weniger ausgiebig bereist hat) - oft gefragt, ob Kolumbien wohl ein ähnliches Schicksal widerfahren wäre, hätte nicht im Sommer 1953 ein tapferes Bataillon der Armee den Anfängen gewehrt und einen Aufstand krimineller "Studenten" in Bogotá resolut nieder geschlagen.
(Eine linksverquere Geschichtsschreibung verunglimpfte das im Nachhinein als "Massaker"; tatsächlich war es aber eine Wohltat, und jenen Soldaten hätte man Denkmäler errichten müssen. Wer mit einem silbernen Löffel im Maul geboren ist und das Privileg, studieren zu dürfen, dazu mißbraucht, gewalttätige Krawalle - egal welcher Couleur - anzuzetteln statt zu lernen, verdient den Tod. Basta.)

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