Michael Manley

(1924 - 1997)

[Michael Manley]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1924
10. Dezember: Michael Manley wird als zweiter Sohn der Eheleute Norman und Edna Manley in St. Andrew (Jamaika) geboren. Sein Vater ist Berufspolitiker, seine Mutter freischaffende "Künstlerin".
Jamaika ist seit dem 17. Jahrhundert britische Kolonie - freilich nicht im Sinne des lateinischen Wortes, denn England schickt keine Siedler, die das Land bebauen, sondern lediglich Verwaltungsbeamte, Kaufleute und Soldaten. Die Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern (wichtigstes Erzeugnis ist Rum - für eine Seefahrernation von eminenter Bedeutung, um die Matrosen bei Laune zu halten), Kaffee- und Bananen-Plantagen verrichten - nach Ausrottung der Urbevölkerung und Vertreibung der Spanier - Negersklaven, die bis zu 96% der Bevölkerung stellen. (Der Sklavenmarkt in Kingston ist der Umschlagplatz für den - fest in jüdischer Hand befindlichen - Menschenhandel zwischen Afrika und Amerika.) Nach "Abschaffung der Sklaverei" in den 1830er Jahren werden aus Sklaven "Vertragsarbeiter". Seit 1865 ist Jamaika "Kronkolonie". Aus Jamaika stammen u.a. die Väter des US-Schlagersängers Harry Belafonte und der US-Vizepräsidentin Kamlā Harris.

1935-1943
Michael besucht das Jamaica College in Kingston.

1938
Norman Manley gründet die "People's National Party [Nationale Volkspartei]" (PNP).

1939
Großbritannien - das bereits im Ersten Weltkrieg knapp 10.000 Jamaikaner "verheizt" hat - nimmt den "Polenfeldzug" zum Vorwand Anlaß, dem Deutschen Reich den Krieg zu erklären.
Wieder müssen dürfen tausende Jamaikaner für die Kolonialherren ihre schwarze Haut zu Markte tragen auf dem Feld der Ehre den Heldentod sterben.
Michael meldet sich freiwillig zur - kanadischen - Luftwaffe und wird Bomberpilot.


1944
Zum Lohn für die wertvolle Beihilfe Mithilfe bei der Befreiung Europas und der Welt von der nazistischen Gefahr erhält Jamaika beschränkte Selbstverwaltung.
Norman Manley wird "Chief Minister [Minister-Häuptling]".

1945
Michael nimmt ein Studium an der London School of Economics auf.
[...]

1949
Michael schließt sein Studium ab, kehrt nach Jamaika zurück und wird Mitarbeiter der Zeitung "Public Opinion [Öffentliche Meinung]".
Nebenbei arbeitet er für die Gewerkschaft "National Workers Union".
Endlich mal eine vernünftige - und ehrliche - Wortschöpfung. Eigentlich heißt "Gewerkschaft" auf Englisch ja "trade union". Dikigoros denkt zurück an ein Gespräch, das er vor vielen Jahren mit einem US-amerikanischen Unternehmer führte, der gerade mitten in einem Arbeitskampf steckte: "Diese Banditen," schimpfte der, "die sich anmaßen, als Handelsvereinigung aufzutreten... Womit handeln die denn? Die tun doch nichts gescheites, sondern machen bloß alles kaputt!" Damals meinte Dikigoros noch, daß die wenigstens die Interessen der Arbeitnehmer vertreten würden - und das muß ja auch sein. Aber im Rückblick erscheint ihm jene Unterhaltung wie aus einer anderen Welt; denn heute vertreten die Gewerkschaftsbonzen ja nur noch ihre eigenen Interessen, ohne Rücksicht darauf, ob sie damit die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder - aus deren Beiträgen sie sich fürstliche Gehälter genehmigen, die oft höher sind als die Bezüge der Leitenden Angestellten ihrer Arbeitgeber - gefährden. Da fällt Dikigoros die nette russische Karikatur ein, auf der ein fetter Parteibonze der US-amerikanischen Democraps naiven Demonstranten erklärt: "Wer hat denn gesagt, daß Demokratie Herrschaft des Volkes bedeutet? Demokratie - das bedeutet Herrschaft der Demokraten!"

[Was ist Demokratie? Russische Karikatur]

(So die schulmäßige Übersetzung. BRDische Verfassungsrechtler könnten das auch etwas freier übersetzen - "wlastj", das Substantiv zum Verb "wladitj", das z.B. in "Wladiwostok [beherrsche den Osten]", "Wladikawkas [beherrsche den Kaukasus]" und "Wladimir [beherrsche die Welt]" vorkommt, ist vielschichtig -, etwa wie folgt: "Wer hat denn gesagt, daß in der Demokratie alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht? In der Demokratie geht alle Staatsgewalt von den Demokrat[ischen Partei]en aus!")

1953
Michael wird hauptamtlicher Mitarbeiter der NWU.

1955
Der "Minister-Häuptling" wird in "Premierminister" umbenannt - ohne daß sich an seinen Kompetenzen viel ändert. (Aber immerhin führt Norman Manley nun den gleichen Titel wie Churchill :-)

1962
August: Großbritannien entläßt Jamaika in die Unabhängigkeit.
(Die Insel ist längst nur noch ein Klotz am Bein: Sklavenhandel ist nicht mehr; Rübenzucker hat Zuckerrohr vom Weltmarkt verdrängt; Rum ist in Mexiko besser und billiger; und ein Drogenmarkt hat sich - noch - nicht etabliert.)
Es bleibt zwar Mitglied im "Commonwealth", ändert jedoch sein Wappen:

[Altes Wappen von Jamaica] [Neues Wappen von Jamaica]

Wie ergänzt man wohl die Lücken im neuen
Wahlspruch am besten? Hier ein Vorschlag:
OUT OF... AFRICA
MANY... PINEAPPLES
ONE... CROCODILE
TWO NAKED... PEOPLE

Oder mal ein Versuch auf Deutsch
(frei übersetzt nachempfunden):
EIN VOLK
EIN REICH KROKODIL
EIN ZWEI [VER]FÜHRER


Bei den ersten echten Wahlen siegt zum Entsetzen der Familie Manley die "Jamaica Labour Party [Arbeiterpartei]" (JLP); neuer Premierminister wird Alexander Bustamante.
(Daß letzterer mit den Manleys "verwandt" war, wie u.a. auf der deutschsprachigen Wikipedia behauptet, dürfte ein Märchen sein :-)

1966
Farbenprächtige Spektakel wie die "Commonwealth Games", Staatsbesuche von Queen Elizabeth und Negus Haile Gänschen Selassie können nicht darüber hinweg täuschen, daß es mit Jamaica langsam, aber sicher abmerz - pardon, das war ja erst 60 Jahre später und ganz woanders - abwärts geht:
[...]

1967
Bei den Parlamentswahlen gewinnt Michael Manley ein Abgeordnetenmandat; die PNP bleibt jedoch vorerst in der Opposition.

1969
Norman Manley zieht sich aus der Politik zurück. Sein Sohn Michael beerbt ihn als Vorsitzender der PNP und Oppositionsführer.

1972
Bei den Parlamentswahlen gewinnt die PNP die absolute Mehrheit. Manley wird Ministerpräsident.
Er beschließt die "Great Transformation", d.h. den Umbau Jamaikas zu einem sozialistischen Musterstaat. Seine erklärten Vorbilder sind Lenin, Fidel Castro, Olof Palme und Julius Nyerere.


[...]
Nachdem die solchermaßen erlangten Gelder verfrühstückt sind, hofft Manley zuversichtlich, seine großzügige Sozialpolitik mit Krediten des Internationalen Währungsfonds finanzieren zu können; zu seiner unangenehmen Überraschung werden ihm diese jedoch verweigert.
Daher öffnet er das Land den internationalen Drogenkartellen. Jamaica wird zur Drehscheibe des Kokainhandels zwischen Süd- und Nordamerika und dadurch zwar nicht reich, aber immerhin überlebensfähig. Renommé erlangt es auch als Doping-Hochburg der westlichen Hemisfäre: Gemessen an der Einwohnerzahl stellt Jamaica weltweit den höchsten Prozentsatz an Medaillengewinnern bei internationalen Leichtathletik-Wettbewerben.

1973
Der James-Bond-Film "Live and Let Die" [Leben und sterben lassen] spielt teilweise auf Jamaica.

1975
Juli: Manley wird von Fidel Castro, dem "máximo líder [GröFaZ]" von Kuba, zum Staatsbesuch in Havanna empfangen. Ihm wird der Orden José Martí** verliehen.


1976
[...]

1977
Dezember: Manley wird zusammen mit seiner 4. oder 5. Negerin Frau*** von Peanuts Jimmy Carter, dem verkrachten Erdnußfarmer neuen US-Präsidenten, zum Staatsbesuch in Washington District of Criminals empfangen.


1980
Bei den Parlamentswahlen gelingt der oppositionellen JLP ein Erdrutschsieg - sie gewinnt 85% der Abgeordnetenmandate. Manley wird gegangen muß gehen.


1982
.

1987
.

1989
[...] Wirr ist das Volk Das Gedächtnis der Wähler ist kurz.

1990-91
Mit der Auflösung des Ostblocks und des RGW verliert Kuba seine wichtigsten militärischen, politischen und wirtschaftlichen Partner. Um den völligen Zusammenbruch Kubas zu verhindern, öffnet Castro das Land dem Valuta-Tourismus und erlaubt vorübergehend sogar der Besitz von Devisen. Kuba entwickelt sich wieder zu dem, was es vor 1959 war: einem Paradies für ABC-Touristen, die im Urlaub vornehmlich nach Alkohol, Bordellen und Casinos suchen. Es löst in dieser Rolle die Dominikanische Republik ab, die wegen steigender Preise und Kriminalitätsrate zunehmend gemieden wird; Castro läßt "seine" Ausländer gegen solche Gefahren weitgehend abschirmen. Die Situation der Kubaner ist allerdings infolge der allgemeinen Verarmung wesentlich schlechter als damals; Kubanerinnen verkaufenvermieten sich in der Regel schon für wenige Dollar; die sinkende Qualität der Zigarren und des Rums (die Familie Bacardi ist längst nach Mexiko emigriert) drückt auf die Erlöse. Wer hinter die Kulissen blickt, merkt bald, daß die meisten von der kubanischen Propaganda gefeierten "Errungenschaften der Revolution" nur auf dem Papier stehen: Das "freie Bildungswesen" dient nur der kommunistischen Indoktrination; das "freie Gesundheitswesen" ist noch erbärmlicher als im Ostblock; lediglich für reiche Valuta-Patienten stehen - aus dem Ausland eingeflogene - Spezialisten und Medikamente auf "Weltniveau" zur Verfügung. In Kuba hat sich - wie überall im Kommunismus - eine Zweiklassen-Gesellschaft entwickelt: Oben eine kleine Schicht Parteibonzen, die ihre Privilegien genießen, unten ihre verarmten Untertanen ("das Volk"). Der Tourismus ruiniert das soziale Gefüge vollends, da nun Prostituierte, Taxifahrer und Kellner mehr verdienen als Angehörige "ordentlicher" Berufe.

1992
März: Manley zieht sich "aus gesundheitlichen Gründen" aus der Politik zurück.

1997
06. März: Michael Manley stirbt in Kingston an Krebs und erhält am
16. März ein Staatsbegräbnis. Ehrengast ist kein geringerer als Fidel Castro. Auch andere Zeitgenossen drücken ihre Trauergefühle gebührend aus.*****

[ein Zeitgenosse gedenkt Manleys ausdrucksstark]


*

**Der O.S.M. wurde 1972 geschaffen, vornehmlich für Ausländer, die man schlecht zu "Helden der Republik" oder "Helden der Arbeit" ernennen konnte. Zu den bekanntesten Trägern außer Manley zählen

***Entgegen seiner Gewohnheit sieht Dikigoros davon ab, die Eheschließungen und Scheidungen allesamt aufzuzählen; es würde den Umfang dieser Seite sprengen. Er enthält sich auch jeglicher Spekulationen über Manleys rassischen ethnischen Hintergrund. Er hat ganz bewußt ein Titelbild ausgesucht, wie es politisch korrekter gar nicht sein kann: Es diente auch als Vorlage für den im 21. Jahrhundert heraus gegebenen 1000-$-Schein. Er verfügt über Fotos, auf denen Manley noch mehr einem gebleichten Halbaffen Darsteller aus der Neuverfilmung von "Planet of the Apes" ähnelt; aber die wird er hier nicht abbilden. Er erwähnt lediglich colorandi causa, daß Manley all seinen Kindern jüdische Vornamen gab. (Nein, liebe Anti-Semiten, seine zweite Frau war keine geborene Shylock; sein Schwiegervater hieß vielmehr Sherlock und hatte das Negermädchen bloß adoptiert :-)

****.

*****Der guten Ordnung halber trägt Dikigoros noch nach, daß Manley anno 2002 - also posthum - der jamaikanische "Order of the Nation [Orden der Nation]" verliehen wurde und daß sein Konterfei seit 2012 die 1000-$-Scheine ziert:


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